PM: 500-Euro-Skandal der Bundesregierung – Studi-Sofort-Hilfen aus Brandenburg zwingend notwendig

Corona-Pandemie: 500-Euro-Skandal der Bundesregierung –Studi-Sofort-Hilfen aus Brandenburg zwingend notwendig

„Ich bin wahnsinnig wütend und langsam auch verzweifelt.“, sagt Sabrina Arneth, Sprecherin der GEW Studis Brandenburg. „Seit Mitte März haben wir uns als Studierendenvertretungen in allen möglichen Bündnissen auf Bundes- und Landesebene dafür eingesetzt, dass Studierende aufgrund der Corona-Pandemie nicht in finanzielle Notlagen geraten. Durch das lange Zögern der Bundesregierung ist dann allerdings genau das eingetreten. Als Reaktion auf die Untätigkeit der Politik hatten wir Forderungen veröffentlicht, um den betroffenen Personen zu helfen. Und nun stehen wir Ende Mai da mit nichts mehr als einer Möglichkeit zur Verschuldung und ein paar Tropfen Zuschuss auf dem heißen Stein.“

Jonathan Wiegers, Sprecher der BRANDSTUVE, ergänzt: „Dass die Studierenden nur maximal 500€ auf dem Konto haben dürfen, um am Zuschussprogramm des BMBF zu partizipieren, zeigt dass das BMBF und die Ministerin Karliczek vollkommen den Blick für die Lebensrealität der Studierenden verloren haben. Mit 500€ können die Studierenden nicht ihren Lebensunterhalt bestreiten, denn gerade in Studierendenstädten, wie Berlin, Potsdam oder Köln sind die Mieten oft sogar höher als 500€. Hinzukommt, dass die Lebenshaltungskosten und Versicherungen noch gar nicht berücksichtigt sind. Als angebliche Alternative bleiben den Studierenden dann nur noch die KfW-Kredite vom BMBF, bei denen aber ab dem März 2021 eine enorme Zinslast und damit eine von Karliczek aufgestellte Schuldenfalle droht. Wir erleben hier eine Forcierung von Schulden oder zwangsläufig auch von Studienabbrüchen. Durch dieses mangelhafte und viel zu späte „Zuschüsschen“ wird niemandem wirklich geholfen, viel mehr werden Studierende in den Verlust ihrer Existenzgrundlage, den Studienabbruch und damit in die Perspektivlosigkeit gezwungen. Hier wird eine Studierendengeneration bewusst geopfert. Frau Karliczek, treten Sie zurück! Studierende können von Ihnen keinerlei Hilfe erwarten!“

„Das Handeln der Ministerin Karliczek ist ein Armutszeugnis in doppelter Hinsicht – es beweist ihre mangelndes soziales Verständnis und stürzt Studierende in die Armut. So viele unserer Kommiliton*innen hier in Brandenburg brauchen immer noch schnelle, finanzielle Hilfe. Mit jeder Woche, die vergeht, verschlimmert sich ihre Situation. Um das Schlimmste zu verhindern, muss jetzt das Land handeln. Wir erwarten von der Wissenschaftsministerin Manja Schüle, dass sie die Überbrückungshilfe für Studierende als unbürokratischen Vollzuschuss wieder aufnimmt, sodass allen Studierenden in Notsituationen endlich geholfen wird.“, schlussfolgert Sabrina Arneth.


Hintergrund

Vorgestern, am 27.05.20, hat das BMBF eine Pressemitteilung an Vertreter*innen der Presse gesandt, in der Details zur den 100 Millionen Euro, die als Zuschuss über die Studentenwerke verteilt werden sollen, enthalten sind. Diese ist hier aufzufinden: https://www.bmbf.de/_pressestelle/statement-von-bmbf-pst- michael-meister-zur-diskussion-ueber-die-unterstuetzung-von-11678.html

Weder die parlamentarische Opposition noch Verbände und Vertretungen wurden über diese Informationen in Kenntnis gesetzt, obwohl seit Monaten von ihnen Druck ausgeübt wird. Zuvor gab es bereits heftige Kritik an der Kreditlösung des BMBF, die die finanzielle Hauptlast der Einkommenausfälle tragen soll. Im Zuge der späten und unzureichenden Lösungen des BMBF forderten Studierendenverbände den Rücktritt Karliczeks. Nachzulesen exemplarisch hier:http://brandstuve.org/2020/pressemitteilung-staat-verdient-an-studierenden-in-not/ http://brandstuve.org/2020/pressemitteilung-studierende-fordern-sofortigen-ruecktritt-von-ministerin- karliczek/ https://www.gew.de/aktuelles/detailseite/neuigkeiten/kfw-bankkredite-bedeuten-tausende-euro- schulden/

Nach Ankündigung der Maßnahmen des BMBF wurde das Überbrückungsprogramm der Brandenburgischen Ministerin Manja Schüle auf Eis gelegt. Das kann hier nachvollzogen werden:https://mwfk.brandenburg.de/mwfk/de/service/pressemitteilungen/ansicht/~30-04-2020-corona- bundesprogramm-studierende

Die Forderungen des Bündnis „Solidarsemester“, zu dem die GEW Studis sowie die BRANDSTUVE gehöhren, lassen sich unter https://solidarsemester.de einsehen.

PM: COVID-19-Pandemie auch an den Brandenburger Hochschulen: Studierende brauchen jetzt schnelle und unbürokratische Unterstützung

COVID-19-Pandemie auch an den Brandenburger Hochschulen: Studierende brauchen jetzt schnelle und unbürokratische Unterstützung

Vertreter*innen der GEW Studis, den Studierenden in der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) Brandenburg, und der Brandenburgischen Studierendenvertretung (BRANDSTUVE) appellieren an die Politik, schnelle Abhilfe für Studierende, die akut von derCorona-Krise betroffen sind, zu schaffen. Dazu schließen sich beide den Forderungen des Bündnis Solidarsemester 2020 an.

Jonathan Wiegers von der BRANDSTUVE fordert: „Das BAföG muss an die Situation angepasstund die Förderungshöchstdauer verlängert werden. Es werden Not-Hilfen benötigt, die den eigenen durch die Krise bedingten Einkommensausfall oder den der Eltern berücksichtigen. Für Studierende ohne BAföG-Anspruch ist eine unbürokratische Soforthilfe notwendig. Studierende, welche aufgrund der Corona-Krise ihre finanzielle Lebensgrundlage verlieren, ist ein Anrecht auf die Sozialleistungen des SGB II (ALG II) zu gewähren. Wir fordern prinzipiell ein ausreichendes BAföG, das heißt alters-, studienzeit- und elternunabhängig und als Vollzuschuss, sodass sonstige Studienkredite ihre Notwendigkeit verlieren. Leider hat sich die Bundesregierung bei der letzten Novelle einer substanziellen Ausweitung des BAföG verweigert. Jetzt ist diese – künstlich geschaffene – Not größer als sie sein müsste, und wir müssen schnell unbürokratische Lösungen für Studierende finden.”

Sabrina Arneth von den GEW Studis ergänzt: „Die Pandemie betrifft alle Mitglieder der Hochschule und stellt für sie eine individuell unterschiedliche und ungleich starke soziale und finanzielle Belastung dar. Die Hochschulen müssen jetzt ihrer sozialen Verantwortung nachkommen und eine Absicherung ihrer Beschäftigten sicherstellen, indem sie alle Arbeitsverträge reibungslos und unterbrechungsfrei um mindestens sechs Monate verlängern. Dabei sind studentische Beschäftigte an Lehrstühlen, in Projekten und in Technik und Verwaltung explizit einzuschließen!“

Die brandenburgischen Studierendenvertretungen schließen sich den Forderungen ihres Bündnispartners, dem Bundesverband ausländischer Studierender, an: Ausländischen Studierenden muss umgehend der Zugang zu sozialer Sicherung (BAföG/Notfallhilfen/ALG II) ohne ausländerrechtliche Konsequenzen eröffnet werden. Dabei sei besonders wichtig, dass Hochschulen und Ausländerbehörden kooperativ zusammenarbeiten. Aufenthaltstitel und Stipendien müssen verlängert werden, ohne Anrechnung des Wintersemesters 19/20 sowie des Sommersemesters 2020.

Besonders Studierende, die auf einen Nebenjob angewiesen sind und diesen jetzt verloren haben, sind auf einmal mit massiven Existenzängsten konfrontiert. „In Brandenburgs größter Hochschulstadt Potsdam haben ganze 77% der Studierenden einen Nebenjob. Damit gehört sie bundesweit zu den fünf Hochschulstädten mit der höchsten studentischen Erwerbsquote. Viele stehen nach dem Verlust ihrer Erwerbstätigkeit vor dem finanziellen Ruin und müssen womöglich ihr Studium abbrechen“, so Sabrina Arneth, Sprecherin des GEW Studis Brandenburg.

Die versprochenen Kulanzregeln des Bundes zum BAföG sind zwar begrüßenswert, nutzen aber nur wenigen Studierenden in Brandenburg. So erhielten gerade mal 11,7 % der Studierenden im Einzugsgebiet des Potsdamer Studentenwerks, zu dem neben Potsdam auch Wildau und Brandenburg an der Havel zählen, überhaupt BAföG. Aber nicht nur in der Landeshauptstadt, sondern in ganz Brandenburg, stehen Studierende und Beschäftigte vor unterschiedlichen Problemlagen, die jetzt gelöst werden müssen.

Jonathan Wiegers, Sprecher der BRANDSTUVE fordert abschließend: „Wir erwarten von der Landesregierung ein schnelles und koordiniertes Handeln mit Bund und Ländern, um Studierende zu schützen und ihnen die Fortführung ihres Studiums zu ermöglichen. Dabei müssen die Stimmen der Studierenden ernst genommen werden und nicht über deren Köpfe hinweg entschieden werden“.


Hintergrund

Der Forderungskatalog des gemeinsamen Bündnis Solidarsemester 2020 an Bund, Länder und Hochschulen, in dem auch auf die Ausgestaltung des Semesters im Detail eingegangen wird, findet sich unter:https://solidarsemester.de/
Das Bündnis lädt ein zur Pressekonferenz am 09.04.2020 um 11 Uhr bei jitsi:https://solidarsemester.de/pressekonferenz/

Im Bündnis Solidarsemester 2020 haben sich der freie zusammenschluss von student*innenschaften (fzs), die Landesstudierendenvertretungen von Sachsen, Brandenburg, NRW, der Bundesverband ausländischer Studierender, der Bundesausschuss der Studentinnen und Studenten der GEW (Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft), die Hochschulgewerkschaft unter_bau, das Aktionsbündnis gegen Bildungs- und Studiengebühren (ABS), die politischen Hochschulverbände Campusgrün, die Juso-Hochschulgruppen und der SDS, die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland, sowie die Zusammenkunft aller deutschsprachigen Physik-Fachschaften versammelt, um die studentische Perspektive der aktuellen Situation an Hochschulen darzustellen und die studentischen Forderungen zu präzisieren.

Daten und Zahlen zur Lage der Studierendenschaft – auch in Brandenburg – finden sich in der 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerk.